Die heute nicht mehr existierende Gemeinde Lauterbach (Čistá=tschechisch) war noch vor dem 2. Weltkrieg eine blühende Stadt. Sie befindet sich im heutigen Grundbuchgebiet der Stadt Falkenau (Sokolov) im Naturschutzgebiet Kaiserwald (Slavkovský les). Ähnliche Gemeinden, die nicht mehr existent sind, gab es in dem Grenzgebiet zwischen Tschechischer Republik und Deutschland in zweistelliger Zahl. Leider hat sich das Grenzgebiet nach dem Krieg praktisch in eine verbotene Zone geändert und nach der Aussiedlung der deutschen Bevölkerung sind viele Gemeinden zu Grunde gegangen und teils völlig zerstört.
Zum Glück existieren Enthusiasten, wie Jozef Haranza (Stellv. Vorsitzender der Ortsgruppe Falkenau), die sich für die Geschichte dieses Landstriches interessieren und sie bereuen keine Mühe und Zeit, dass sie solche Örtlichkeiten entdecken und sogar auch für die Passanten wieder zu interessant gestaltet werden.
Jozef Haranza hat so ein zerfallenes und verwachsenes Gebäude beim Waldweg unweit der Gemeinde entdeckt. Passanten sind an diesen Örtlichkeiten, meist achtlos vorbei gegangen. Nicht so Jozef Haranza. Es ließ ihn nicht in Ruhe und er hat angefangen die Umgebung des Geländes zu durchlaufen. Die Beseitigung von verfaulten und heruntergefallenen Ästen, die Einsammlung gefährlichen Mülls, wie Glass- und Porzellanscherben, das waren Tätigkeiten die viel Zeit in Anspruch genommen haben. Es kam auch zur Reinigung des fast eingewachsenen Brunnens der unweit von Gebäuderesten liegt. Aus den zeitgemäßen Eintragungen hat er erfahren, dass die letzte Familie die hier gelebt hat, die Familie Leistner, war.
Haranza hat die Örtlichkeit wieder sehenswert gemacht und heute ist es möglich dort eine Rast einzulegen und sich aus den aus heruntergefallenen Bäumen neu gebauten Bänken Ruhemöglichkeiten zu nutzen. An den Holztischen ist es möglich sich zu erfrischen und neue Kräfte für die weitere Wanderung zu schöpfen. Bei dieser Gelegenheit kann man sich im Geiste um hundert Jahre zurück versetzen und sich vorstellen, wie die hiesige Familie lebte. Das Gebäude konnte als Forsthaus oder Gerberei dienen, es ist auch möglich, dass es eine Stelle für Kadaverentsorgung war. Interessant ist auch, dass sie sich mitten in einem Waldstück befindet der hier vor hundert Jahren noch nicht so dicht war.
Haranza hat sich mit Drahomír Bilka in Verbindung gesetzt und mit gemeinsamen Kräften haben sie einen touristischen Zug, an dem mehrere Familien mit Kindern mit 35 Personen, teilgenommen hatten. Die Zugroute hat am 19. 6. 2021 bei der Gedenktafel der Stadt Lauterbach (Čistá), begonnen, ging weiter von der Gemeinde Ehrlich (Podstrání) gegen die Strömung des Lobsbachs (Lobezský potok), zwischen die Hügel von Glassberg (Skleněný vrch) und Hasenhügel (Zaječí vrch) weiter. Entlang der Route von ungefähr fünf Kilometern entdeckt man Ruinen mehrerer Mühlen und auch eine Gedenkstätte für 12 bestattete Frauen, die während eines Todesmarsches am Ende des 2. Weltkrieges verstorben sind.
Die Route endete wieder bei den Gebäuderesten des Hauses der Leistner-Familie. Dort war schon eine Erfrischung vorbereitet, die von den Eheleuten Haranza gesponsert und vorbereitet war. Dafür einen großen Dank an die Familie Haranza. Für die Ankömmlinge wurden gegrillte Bratwürste mit Semmeln, Wurst und gegrilltes Fleisch vorbereitet. Zum Trinken gab es gekühlte Säfte und für die Kinder Süßigkeiten. Vor Ort lieferten sich die Kinder fröhliche Wettkämpfe. Auch die Erwachsenen beteiligten sich mit großer Begeisterung an einigen Wettkämpfen, vor allem die Disziplin Tauziehen war sehr beliebt und „kampflustig“. Die Eltern und Kinder waren von dieser Veranstaltung sehr begeistert und freuen sich schon heute auf eine Wiederholung in Jahr 2022. Für die Hilfe am Grill danken wir Jiří Štochl und Jiří Hermann, die beide deutscher Herkunft sind.
Auf diesem Weg laden wir schon heute Interessierte aus den Reihen von deutschen Freunden ein. Die nächste Veranstaltung wird im Vorlauf organisiert, die Informationen werden von Jozef Haranza zur Verfügung gestellt und gerne an die Interessenten weitergeleitet. Wir setzen voraus, dass dies ein guter Weg ist die beiden Völker die hier gemeinsam lebten und noch immer leben zusammen zu bringen im Sinne der gut nachbarlichen Beziehungen.
Es ist sehr schade, dass diese gelungene Veranstaltung leider in die Zeit der geschlossenen Grenzen gefallen ist. Ich wäre sehr gerne dabei gewesen. Es wäre schön wenn sich alle Ortsgruppen im nächsten Jahr an dieser Veranstaltung beteiligen würden. Ich werde mich rechtzeitig mit Jozef Haranza die nächste Veranstaltung besprechen und diese auch rechtzeitig im „Eghaland Bladl“ veröffentlichen. Auf alle Fälle gilt Jozef Haranza schon heute ein großer Dank für diese großartige Idee und hoffe auf eine lange Fortsetzung dieser Aktion. Vielleicht wird auch noch mehr daraus mit wachsender Begeisterung aller beteiligten.
Jozef Haranza - Stellvertretender Vorsitzender OG Falkenau