Eigentlich werden ja Kriegerdenkmäler im „Trauer- und Gedenkmonat“ November besucht. Da die Zeit da jedoch immer sehr knapp ist und das Wetter auch nicht immer vorhersehbar ist haben sich Marianne und ich entschlossen diese wichtigen Zeitzeugen unserer deutschen Vergangenheit im Egerland, der heutigen Tschechischen Republik, bereits im Frühjahr zu besuchen. Meine Stellvertreterin im „Deutschen Kulturverband“ und im „Bund der Deutschen-Landschaft Egerland“, Ortsgruppe Falkenau, habe ich das große Glück jemanden an der Seite zu haben die sich im Egerland und besonders im Kaiserwald sehr gut auskennt und einen riesigen Wissensschatz hat.
Bei schönstem Frühlingswetter machte ich mich also mit Marianne Vankova auf den Weg um einige bekannte Kriegerdenkmäler im Kaiserwald zu besuchen. Begonnen haben wir damit in Birndorf (Hruškova). Dieses Kriegerdenkmal steht genau in der Ortsdurchfahrt vor einem neu angelegten Tennisplatz mit Sportheim. Es ist sehr gepflegt und der kleine Zaun um das Denkmal war sauber und frisch lackiert. Als äußeres Zeichen unseres Besuches hinterließen wir, wie bei jedem besuchten Kriegerdenkmal, eine brennende Kerze. Der weitere Weg ging dann nach Prösau (Březova). Von Birndorf aus kamen wir an einer großen Lichtung vorbei wo wir einen tollen Blick auf Falkenau und auf den Flecken des verschwundenen Dorfes Wudingrün hatten. Einen Teil des ehemaligen Dorfes ziert heute ein schön angelegter See im ehemaligen Kohlenabbaurevier. Die an der Straße von Eger nach Falkenau gelegenen Kohleabraumflächen werden seit einigen Jahren wieder renaturiert, was dem Gebiet wieder einen freundlich, beschaulichen und ordentlichen Eindruck vermittelt.
Das Kriegerdenkmal in Prösau ist ebenfalls sehr schön hergerichtet und wird von zwei Bäumchen flankiert die sich über der Mitte des Denkmals zusammen neigen. Der Besuch in Prösau war mir sehr wichtig in Erinnerung an unseren leider schon verstorbenen Vüarstäiha der Gmoi Erfurt Josef (Seff) Löffler. Nach einer kurzen Verweildauer fuhren wir dann weiter nach Ruditzgrün (Rudolec). Auch dieses Kriegerdenkmal war in einem sehr gepflegten Zustand. Einmalig ist dieses Kriegerdenkmal da sich dort eine zweisprachige Gedenktafel befindet. Das letzte Ziel unserer Fahrt zu den Kriegerdenkmälern war dann Kirchenbirk (Kostelni Břiza). Gleich am Dorfeingang steht die Dorfkirche deren Außenfassade, wie bei vielen Kirchen im Egerland, einen erbärmlichen Anblick abgibt. Auch der dazu gehörige Friedhof ist in einem sehr unansehnlichen Zustand. Es war auch nicht in einziges Grab mehr zu sehen. Im inneren der Kirche fanden wir zahlreiche Baugerüste vor. Hier war festzustellen, dass das Kircheninnere gerade neu hergerichtet wird. Das einzige was noch an ein Gotteshaus erinnert war der schwere, gemauerte Altartisch und die leere Orgelempore. Die schweren Zugangstüren waren bereits neu gemacht und abschließbar. Die kleine Dorfgaststätte direkt neben der Kirche ist im „Egerländer Stil“ sehr schön renoviert. Wir nutzten natürlich gleich die Gelegenheit dort unser Mittagessen einzunehmen. Auch das Innere der Gaststätte war sehr gepflegt, das Essen vorzüglich und ein sehr freundliches Personal. Von Marianne erfuhr ich, dass die ehemaligen Bewohner von Kirchenbirk dort immer ihr Heimattreffen durchführen. Im Obergeschoss befinden sich auch ein paar kleine Gastzimmer. Aus Kirchenbirk stammen auch die bei uns sehr bekannten Haarbauer-Brüder. Direkt gegenüber der Gaststätte ist ein größerer Parkplatz wo sich ein Gedenkkreuz aus Stein unter den schattigen Bäumen befindet.
Gestärkt mit einem guten Mittagessen fuhren wir dann zurück nach Falkenau und erlebten wieder einen schönen Nachmittag mit den Falkenauern in ihrem „Club“. Nach dem Treffen hatten wir noch eine wichtige „Mission“ zu erfüllen. Unser Bernburger Gmoivüarstäiha Gerald Fischer hatte Marianne gebeten seinen Geburtsort Krottensee (Mokrina) bei Bad Königsberg (Kynšperg) zu besuchen um dort in der kleinen, der Hl. Barbara gewidmeten, Dorfkapelle 40 Kerzen für die letzten dort noch lebenden deutschstämmigen Bewohner anzuzünden. Diesen Wunsch haben wir natürlich gerne erfüllt, ist doch Gerald wirklich noch ein echter Egerländer der an seiner Heimat und seinem Geburtsort innig hängt. Auch in Krottensee befindet sich ein zweisprachiges Kriegerdenkmal. Eine in der Nähe wohnende Frau hat uns die Kapelle aufgeschlossen und wir konnten das Innere des Kirchleins bestaunen. Ich wurde von dieser Frau auch in die kleine Sakristei hinter dem Altar geführt. Marianne hatte in der Zwischenzeit die 40 Kerzen auf einer Kirchenbank aufgestellt und angezündet. Von der Frau erfuhren wir, dass am Gedenktag von Cyril und Method (5. Juni) ein Priester aus Königsberg dort einen Gottesdienst feiert und dazu Besucher aus der gesamten Umgebung kommen. Diese müssen den Gottesdienst teilweise im Freien mitfeiern. Nach einem kurzen, stillen Gedenken traten wir dann frohen Mutes und voll von schönen Erinnerungen den Weg nach Hause an.
Marianne stieg in Königsberg bei ihrem Bruder aus, der direkt neben der bekannten und wieder renovierten Königsberger Brauerei der früheren Familie Haas von Hasenstein aus. Ein toller Tag mit vielen guten Eindrücken aus dem Kaiserwald und dem Kreis Falkenau war damit wieder zu Ende.
Günther Wohlrab