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Gründung des Bundes der Deutschen – Landschaft Egerland in der Tschechoslowakei:

Als neugewähltem Bundesvüarstäiha des BdEG war es für Seff Heil nach der Grenzöffnung ein dringendes Anliegen, Kontakte zu den heimatverbliebenen Landsleuten sowie zu den Museen und Archiven im Egerland aufzunehmen. Er stellte deshalb eine kleine Reisegruppe zusammen für eine erste Informationsfahrt durch das Egerland, die vom 13.-17. Mai 1990 durchgeführt. In seiner Begleitung befanden sich sein Stellvertreter und Bundeskulturwart Albert Reich, Ebmeth/Stuttgart, Vorsitzender des Arbeitskreises Egerländer Kulturschaffender (AEK), der Historiker Toni Herget, Karlsbad/Marburg, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, stellv. Vorsitzender des AEK, Tachau/München und Frau Elisabeth Fendl, die zukünftige Leiterin des Egerland-Museums Marktredwitz. Die Reiseroute hatte er mit Dr. Jaromír Boháč, dem Leiter des Stadtarchivs Eger zusammengestellt, der die Gruppe begleitete und es ermöglichte, daß sie in den wichtigsten Museen und Archiven Aufnahme erfuhren. Diese Informationsfahrt hat viele neue Erkenntnisse und gute Kontakte gebracht, die bis heute noch nachwirken.

Engeren Kontakt zu den heimatverbliebenen Landsleuten bekam Seff Heil bei seiner nächsten Reise. Bei der wurde er gebeten, den bayerischen Staatsminister Dr. Gebhart Glück (MdL) und den stellvertretenden SL-Bundesvorsitzenden Dr. Fritz Wittmann (MdB) während einer Informationsfahrt durch das Egerland vom 30.-31. August 1990 zu begleiten. Wieder war es Dr. Boháč, der die Wege öffnete für Gespräche mit einflußreichen Vertretern der Städte Eger und Karlsbad. Bei dieser Fahrt konnten sie dem Minister eine Disskusion mit Vertretern der deutschen Kulturverbände Neudek, Chodau und Falkenau vermitteln, die im Volkkundemuseum Neudek stattfand. Anwesend waren, neben dem Minister und seiner Begleitung: Berta Ruzicka, Neudek, Anna Unger, Chodau, und Erich Kriz, Falkenau/Schönfeld, Abgeordneter des Tschechoslowakischen Parlaments. Bei dieser Gelegenheit ließ er sich von Berta Ruzicka, Vorsitzende für den duetschen Kulturverband des Bezirkes Karlsbad, die Anschriften aller Vorsitzenden des Kulturverbandes im Egerland geben mit dem Hinweis, daß er alle zu einem gemeinsamen Gespräch einladen möchte.

Aufgrund einer Einladung zu diesem ersten Arbeitsgespräch am 17. Februar 1991 im „Haus der Künstler“ in Karlsbad konnte Seff Heil neben seinem Stellvertreter Albert Reich und einigen Vertretern der Heimatkreise aus Deutschland alle Vorsitzenden und weitere Delegierte des deutschen Kulturverbandes im Egerland begrüßen. Dieses Gespräch diente der ersten Information hinsichtlich der bisherigen Arbeit, vor allem aber zur „Bestandsaufnahme“. Zu diesem Zeitpunkt waren rd. 1.550 Heimatverbliebene deutscher Herkunft als Mitglieder registriert. Der Vorschlag zur Gründung eines Deutschen Dachverbandes im Egerland wurde bei dieser Zusammenkunft mit großer Freude aufgenommen.

Zur nächster Begegnung vom 11.-13. Oktober 1991 lud Seff Heil im Namen des BdEG neben den Vertretern der heimatverbliebenen Deutschen auch die Vertreter der Egerländer Heimatkreisverbäande zum Kennelernen und zu Aussprache nach Elbogen und Falkenau ein. Nachdem die Teilnehmer aus der Bundesrepublik bereits am Freitag, 11. Oktober 1991 angereist waren, begannen bereits die Vorgespräche mit den Vertretern der Heimakreis. Die eigentliche Tagung begann am Samstag, 12. Oktober 1991 um 9 Uhr im „Weißen Roß“ in Elbogen mit Vorträgen und Diskussionen.

Am späten Nachmittag nahmen die Anwesende teil am 2. Elbogener Orgelfest in der Dekanalkirche St. Wenzel. Am Sonntag, den 13. Oktober 1991 wurde die Begegnung im Bergarbeiterheim in Falkenau fortgesetzt. Es wurde eine Entschließung verabschiedet und von allen Vorsitzenden der deutschen Ortsgruppen im Egerland unterzeichnet. Es wurde, unter Vorbehalt der Zustimmung aller Mitglieder einstimmig beschlossen, einen Dachverband zu gründen und sich den Namen „Bund der Deutschen in der CSFR-Landschaft Egerland“ zu geben. Die Wahl eines gemeinsamen Vorstandes sollte innerhalb zweier Monate erfolgen. Innerhalb dieser Zeit sollte auch eine Satzung erarbeitet und vogelegt werden. Die unterzeichneten Vertreter der Deutschen im Egerland brachten ihren Wunsch zum Ausdruck, daß sich alle Deutschen in der CSFR, getrennt nach Landschaften zum Beitritt in den „Bund der Deutschen in der CSFR“ entschließen könnten.

Bereits am 27. Oktober 1991 wurde in der Galerie im Neuen Rathaus in Eger den anwesenden Vertretern der deutschen Ortsgruppen die von Helmut Klaubert und Matthias Sehling erarbeitete Satzung zur Abstimmung vorgelegt. Nach geringfügigen Änderungen wurde die vorgelegte Satzung von den Teilnehmern angenommen und als Gründungstermin für den Dachverband Freitag, der 29. November 1991 in Eger vorgeschlagen.

Gründungsversammlung des Bundes der Deutschen–Region Egerland am 29.11.1991 in Eger:

Nach langen Jahren der Isolation und des „nur so Dahinvegetierens“ ist auch für uns, die heimatverbliebenen Egerländer der Eiserne Vorhang gefallen. Der ausgehandelte Vertrag zwischen den Regierungen der CSFR und der BRD ermöglicht der deutschen Minderheit in der Tschechslowakei theoretisch ihr angestammtes Kulturgut zu pflegen, obwohl bei diesem Vertragswerk viele Fragen, die Interessen der Sudetendeutschen betreffend, noch offen geblieben sind. In dieser Situation kann einstweilen nur die Politik der kleinen Schritte weiter helfen. So wurde es u.a. möglich, da Egerländer aus der alten Heimat beim Egerlandtag ´91 in Marktredwitz offiziell zugegen sein konnten. Beo diesem Treffen mit Landsleuten aus der BRD kam es zu einer Verabredung, die eine weitere Zusammenkunft in der alten Heimat zu Folge hatte. Diese fand dann auch in den Tagen vom 11.-13.10.1991 in Elbogen und Falkenau statt. Unter dem Beisein aller Vertreter der Deutschen aus dem Egerland wurde hier beschlossen, den „Bund der Deutschen in der CSFR – Region Egerland“ zu gründen. Diese Vereinigung soll in Zukunft als Dachverband für alle Deutschen in der CSFR die Rechte der deutschen Minderheit wahrnehmen, diese Volksgruppe politisch vetreten und die Pflege des bodenständigen Kulturgutes der Heimatverblibenen garantieren.

In der weiteren Entwicklung wurde es nun nötig, Rechtsgrundlagen für die Gründung der neuen Vereinigung zu schaffen. So wurden bei der abermaligen Zusammenkunft, diesmal am 27.10.1991 in Eger, die zukünftigen Satzungen besprochen, die dann vom Bundesrechtsanwahrer der Egerländer Gmoi´a und dem Vorsitzenden des Heimatverbandes e.V. Asch ausgearbeitet wurden. Mit einigen geringfügigen Änderungen wurden dann diese von den Vertretern der Deutschen im Egerland angenommen. Es wurde dabei ausdrücklich betont, daß die Zugehörigkeit zu den bisher bestehenden Verbänden unberührt bleibt und daß es nur möglich ist, dem neugegründeten Bund als Verband, Organisation oder Gruppe beizutreten. Durch diese Entscheidung soll einer weiteren Zersplitterung der Deutschen in der CSFR vorgebaut werden.

Unter der Leitung von Bundesvorsteher der Egerländer Gmoin Seff Heil, der seit Monaten unentwegt bemüht war diese Vereinigung herbeizuführen, fand am 29.11.1991 im Sitzungssaal der Museumsverwaltung am Franziskanesplatz in Eger die Gründungsversammlung statt. Geladen waren alle Vertreter der deutschen Minderheit aus dem Egerland und Westböhmens u.a. auch der Vorsitzende der zentralen Leitung des „Verbandes der Deutschen-Kulturverband“ i.w. Kulturverband/Walter Sitte aus Prag. Dieser war bei der Gründungsversammlung perdönlich nicht zugegen, machte jedoch in einer schriftlichen Stellungnahme u.a. aufmerksam, daß eine gleichzeitige Mitgliederschaft in verschiedenen Verbänden nicht im Einklang mit den Satzungen des Kulturverbandes bzw. Der derzeitigen Rechtslage in der CSFR stehe. Nach einer Diskussion zu diesem Standpunkt legte der offiziell anwesende Rechtspfleger aus Eger die Litera des diesbezüglichen Gestzes aus und stellte dabei klar, daß die Gründung des „Bundes der Deutschen in der CSFR – Region Egerland“ nicht im Widerspruch zu den hierzulande gültigen Gesetzen ist. Trotzdem kam  es bei einigen Vertretern des Kulturverbandes zu einer gewisen Unsicherheit in Hinsicht auf geltende Beschlüsse der zentralen Leitung des Kulturverbandes in Prag. Alle aufgetretenen Fragen hätten vielleicht an Ort und Stelle gelöst werden können, wenn ein leitender und maßgebender Funktionär des Kultursverbandes der Einladung gefolgt und bei der Gründungsversammlung zugegen gewesen wäre. Im weiterne Verlauf der Versammlung wurde das vorgesehenen Programm eingehalten. Es folgte die Feststellung der Stimmberechtigten – jeder Ortsverband hatte ab 30 Mitglieder eine Stimme und je angefangene Hundert eine weitere. Der Mitgliederstand in den einzelnen Verbänden mußte glaubhaft nachgewiesen werden. Bei der nun stattfindenden Wahl enthielten sich einige Vertreter des Kulturverbandes der Stimme, um vor der endgültigen Entscheidung noch einmal Rücksprache mit den Mitgliedern der Basis zu treffen.

Dies wurde von Seiten der Wahlleitung voll respektiert. Die Anzahl der gültigen Stimmen machte es allerdings möglich, die Gründung des neuen Bundes zu vollziehen. Dann akm es zur Annahme der Satzungen, zur Wahl des Vorstandes und zukünftigen Kassenprüfer. Als Vorsitzende der neuen Vereinigung wurde Frau Hilde Sura aus Schlaggenwald gewählt. Ihr Stellvertreter sowie die Stellvertreter der anderen Funktionäre im Vorstand wurden dann aus der Reihen der anwesenden Verbände gewählt, so daß jeger Verband im Vorstand vetreten ist.

So scheint sich auch für uns, die Heimatverbliebenen, endlich eine neue Ära anzubahnen. Wir müssen bei aller Freude über diese Entwicklung aber bedenken, daß die Völker um uns in der Tschechoslowakei, trotz der politischen Wende im Herbst ´89, noch die gleichen sind. All die Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde von uns, den Sudetendeutschen, fast nur Negatives gesprochen. Leider wurde auch in diesem Sinne die Jugend erzogen. Es wärw also purer Idealismus, wenn wir erwarten möchten, daß von heute auf morgen sich die Meinungen der Völker um uns geändert hätte. Auch dies ist ein Entwicklungprocesß, den wir im gegebenen Falle respektieren müssen und der seine Zeit dauern wird. Wir, die heimatverbliebenen Egrländer können dazu positiv oder auch negativ beitragen, daß es zu dem Abbau dieser noch vorhandenen Spannungen in naher Zukunft kommt. Trotz dieser momentan gegebenen Tatsachen besteht kein Grund zu Pessimismus, denn der Anfang zu einer neuen, für uns Heimatverbliebenen wichtigen Entwicklung, ist getan, dafür gilt Seff Heil unser aller Dank.

Die Organisation ist, nach der vorgelegten Satzung, die im Rahmen der Sitzung genehmigt wurde, ein freiwilliger Organisationsztusammenschluß von natürlichen und juristischen Personen, die für die Interessen der Deutschen, speziell der Egerländer, eintritt. Sie verfolgt den Zweck, die Egerländer und ihre Nachkommen in Nordwestböhmen zusammenzuführen und deren politische, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Interessen zu vertreten. Diesr „Bund“ – wie er sich in der Satzung bezeichnet – leistet seine Arbeit auch im Sinne der Völkerverständigung, insbesondere zwischen den Bürgern der Tschechoslowakei und jenen der Bunderepublik Deutschland. Eine Kontakaufnahme zu ausländischen Vereinigungen ist erwünscht und soll das Kulturerbe der Egerländer im historischen und auch erwiterten Egerland entsprechend pflegen.

Als eine Hauptaufgaben dieses „Bundes“ ist im § 4 unter anderem auch die Schaffung eines deutschen Kulturinstituts in Eger – sowie die Schaffung von Außenstellen – genannt. Dieses „Deutsche Institut“ wird nach vorligenden Informationen von deutscher Seite mit öffentlichen Mitteln des Bonner Innenministeriums gefördet und soll in der ehemaligen Gaststätte „Zum Ewigwn Licht“ am Franziskanerplatz eingerichtet werden. Bauarbeiten sind bereits angelaufen.

Zur Sitzung wurde der Egerer Rechtsanwalt Dr. Kubíc beibezogen, der die Satzung nach dem seit 1990 in de CSFR geltenden Vereinsgesetz berurtelte und dabei feststellte, daß die Satzung genehmigungsfähig sei und den allgemeinen Statuten entspricht. Die Vorlage durch den Rechtsanwalt beim tschechischen Inneministerium in Prag wurde schließlich auch durch die Versammlung gemehmigt.

Es ist durchaus verständlich, daß die Schaffung dieser Dachorganisation für die Einzelinstitutionen der deutschen Minderheit in der CSFR nicht einfach ist, bewies schließlich die fast zweistündige Diskussion, wobei es vor allem um die Mitarbeit des seit 22 Jahren bestehende Deutschen Kulturverbandes in der CSFR ging.

Schließlich beschloß die Versammlung die vorgelegte Satzung anzunehmen und einen Gesamtvorstand zu wählen, der sich wie folgt zusammen setzt:

1. Vorsitzende: Hilde Sura, Elbogen/Loket, stelvertretende Vorsitzende Jiri Rak, Eger/Cheb und Josef Kragl, Falkenau/Sokolov, Schriftführerin: Elvira Dolezal, Eger/Cheb, Stellvertreter: Richard Sulko, Pilsen/Plzen, Kasier: Hermann Heinrich, Asch/As, Stellvertreter: Herbert Meister, Marienbad/Mariánské Lázne. Die beiden Kassnprüfer sollen bei der nächsten Versammlung bestimmt werden. Nach Abschluß der Wahl boten als Vertreter des Egerer Landtages, Adilf Fischer, der Ascher Gmoi und des Heimatkreises, Helmut Klaubert, ein Vertreter des Heimatkreises Plan-Weseritz und Horst Süßner für die All- Egerländer Gmoi Marktredwitz die Unterstützung des neu geschaffenen Dachverbandes an. In diesem Jahr sollen bereits größere kulturelle Veranstaltungen im Egerland durchgeführt werden.